Am gestrigen Donnerstagabend begrüßten wir rund 150 Unternehmer der Region zum Außenhandelsforum im Gießener ServiceZentrum. Volksbankvorstand Rolf Witezek hieß die zahlreichen Gäste herzlich willkommen. Spannende Referenten und die Aktualität des Themas sorgten für großes Interesse. Zumal namhafte Referenten sowie Top-Unternehmer den Abend mit ihren Beiträgen bereicherten. Jens Fürbeth, Moderator des Abends, konnte Marion Gottschalk, Geschäftsführerin der Ille Papierservice GmbH, Markus Schyboll, CEO der Bender Group und Dr. Jan Holthusen, stellvertretender Leiter Research der DZ BANK AG, auf dem Podium begrüßen.
„Mittelhessen ist die Heimat zahlreicher Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen Kunden in der ganzen Welt beliefern und damit eine Weltwirkung haben“, lobte Vorstand Rolf Witezek. Neben den großen Playern wie Schunk, Viessmann oder Leica sind es vor allem mittelständische Betriebe, die den Standort schätzen und die von hier aus weltweit operieren. „Die Bilanzen der inhaber- und familiengeführten Unternehmen der Region sind seit Jahren sehr ordentlich. Die Märkte brummen, die Konjunktur zeigt sich kerngesund“, konnte der Direktor des Mittelstandsgeschäfts Jens Fürbeth berichten. Doch so positiv der Blick auf den Wirtschaftsmotor Deutschland gerät, so unsicher ist er beim Blick über die Grenzen hinaus.
„Die Prognosen zum Wirtschaftswachstum weltweit waren bis zuletzt sehr gut. Bis US-Präsident Trump den Welthandel ins Visier genommen hat. Wir haben unsere Prognosen etwas nach unten korrigiert“, stieg DZ Bank-Analyst Dr. Holthusen ein. Die USA ist heute der wichtigste Handelspartner hessischer Unternehmen nach der EU. Doch Trump wird mehr und mehr zum außenpolitischen Risikofaktor. Der Selfmade-Milliardär zündelt nicht nur politisch, sondern auch ökonomisch. Mit einem Handelskrieg gegen mehrere Staaten verfolgt er rigoros sein Ziel „America first“.
Darüber hinaus scheinen derzeit weltweit Konfliktherde zu eskalieren. Ob Syrienkrieg, der Nahe Osten, Ukraine, Nordkorea – waffenstarrend stehen sich die großen politischen und militärischen Player gegenüber. Doch Bender-Chef Schyboll mahnte eindrücklich zur Besonnenheit: „Sind wir die Krisen nicht schon gewohnt? Unternehmerisches Krisenmanagement scheint heute Standard. Euro-Staatschuldenkrise, zuvor die Bankenkrise 2008, der Anschlag am 11. September 2001. Viele Unternehmen sind aus diesen Krisen gestärkt hervorgegangen. Entscheidend ist, dass sie sich auf ihr Geschäft konzentrieren, weiter investieren, Opportunitäten nutzen. Jede Krise, jede Veränderung bietet auch Chancen.“
Angesichts der ungelösten Staatsschuldenproblematik steht die Zukunft der Europäischen Union auf der Kippe. Separatisten gewinnen immer mehr Anhänger. Der Brexit ist bereits im vollen Gange, ohne dass heute klar ist, welche Folgen er für das Vereinigte Königreich und die EU haben wird. „Wir spüren den Brexit schon heute. Ein Problem ist zudem der Wechselkurs. Gerne würden wir direkt in England einkaufen, doch unter diesen Bedingungen müssen wir Papier und Spender von Deutschland aus exportieren. So nehmen wir einen deutlich höheren Wareneinsatz und höhere Investitionen in Kauf“, berichtet Ille-Geschäftsführerin Marion Gottschalk.
Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) gerät mehr und mehr zur großen volkswirtschaftlichen Belastung. Dabei setzt ein weiteres Festhalten an der Nullzinspolitik über kurz oder lang die falschen Anreize, auch hinsichtlich notwendiger struktureller Reformen in einigen EU-Mitgliedsstaaten. Mit der Reduktion ihrer Anleihekäufe um immerhin die Hälfte der zuvor üblichen 60 Milliarden Euro pro Monat wagte die EZB eine minimale Kurskorrektur. Doch von einer Wende kann nach wie vor keine Rede sein. Alle Zeichen stehen auf Wachstum, nur die Zinsen spiegeln den positiven Trend nicht wider. „Dennoch gehen wir davon aus, dass der Leitzins auch in den kommenden zwölf Monaten nicht erhöht wird. Mit einem Zinsschritt rechnen frühestens im Juni 2019“, so Dr. Jan Holthusen. Konsens herrschte in der Einschätzung, dass niedrige Zinsen nicht der bestimmende Faktor unternehmerischer Investitionsentscheidungen sein darf. Vielmehr machen Unternehmer Investitionen von strategischen Opportunitäten und Marktbedingungen abhängig.
Die Volksbank Mittelhessen hat ein starkes Auslandsgeschäft. In enger Kooperation mit der DZ Bank AG kann sie zudem auf die Infrastruktur eines weltweiten Korrespondenzbankennetzwerks zurückgreifen. Von der Zusammenarbeit im Auslandszahlungsverkehr, Devisenhandel und Dokumentengeschäft und Exportfinanzierungs-geschäft profitieren die international tätigen Firmenkunden der Region.
Mit den Veranstaltungen und Vorträgen des MittelstandsKollegs zeigt die Volksbank Mittelhessen unternehmerisch tätigen Kunden wichtige Trends und mögliche Handlungsalternativen auf. Ziel der Initiative ist es zudem, den Unternehmern der Region eine Plattform persönlichen und fachlichen Austausches anzubieten. Denn die Herausforderungen, denen sich die Firmenkunden im wirtschaftlichen Umfeld stellen müssen, werden zunehmend komplexer. Die Veranstaltungen des MittelstandsKollegs sollen Impulse und Entscheidungshilfen geben, die sowohl für strategische Planungen als auch in der täglichen Praxis anwendbar sind.